Revolutionäre Zellen/Rote Zora
Die RZ waren eine der Stadtguerillagruppen, die sich Anfang der 1970er Jahre gründeten, um den bewaffneten Kampf in der BRD aufzunehmen. Erstmals traten sie 1973 mit einem Anschlag gegen den US-Konzern ITT in Westberlin in Erscheinung, um auf die Beteiligung des Konzerns an Pinochets Militärputsch in Chile hinzuweisen. 1974 fand im Rahmen der Kampagne für die Abschaffung des § 218 der erste Sprengstoffanschlag der „Frauen der RZ“ statt: Ziel war das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe war. Ab 1977 agierten die Frauen eigenständig als Rote Zora.
Insbesondere auf Spontis der 1970er Jahre und Autonome hatten die RZ erheblichen Einfluss. Ihre Popularität verdankten die RZ/ Rote Zora sicherlich nicht nur ihrem Anspruch, keine Avantgarde-Organisation aufbauen zu wollen und keine Stellvertreterpolitik zu machen, sondern auch der Bandbreite ihrer Aktionsformen. Diese reichten vom Fahrscheinfälschen für breit angelegte Fahrpreiskampagnen bis zu Anschlägen gegen für die staatliche Flüchtlingspolitik verantwortliche Institutionen wie das Ausländerzentralregister in Köln.
Hauptkennzeichen der Politik der RZ und der Roten Zora war die Teilnahme ihrer Mitglieder an sozialen Bewegungen, wie den Initiativen gegen den Bau der Startbahn West oder der Anti-AKW-Bewegung und deren Unterstützung durch militante Aktionen.
Einige RZ folgten einer sozialrevolutionären Konzeption und stellten die Vermittelbarkeit ihrer Politik innerhalb der BRD in den Vordergrund, andere betonten die Notwendigkeit eines internationalistischen, antiimperialistischen Kampfes, um nicht bedeutungslos zu werden – sie bezogen sich auf internationale Befreiungsbewegungen.
Ab Mitte der 1980er Jahre initiierten die RZ unter dem Motto: „Für freies Fluten!“ eine Flüchtlingskampagne mit einem im Vergleich zu den 1970er Jahren modifizierten Ansatz.
Die RZ versuchten zu einer neuen antiimperialistischen Praxis zu gelangen, was sich unter anderem in einer Anschlagsserie der Roten Zora gegen neun Verkaufsfilialen der Bekleidungsfirma Adler ausdrückte, die zu Billiglöhnen in Südkorea produzieren ließ. Die Brandanschläge unterstützten Streiks südkoreanischer Arbeiterinnen des Konzerns, Adler gab nach.
Mit dem Niedergang der linken Protestbewegungen Ende der 1980er Jahre verringerten sich auch die Interventions- und Bezugsmöglichkeiten für die RZ/ Rote Zora. Teile der RZ gaben das Ende ihrer bewaffneten Politik bekannt, sie konstatierten, keine politische Antwort auf gesellschaftliche Entwicklungen seit der Wiedervereinigung 1990 gefunden zu haben. Andere RZ-Zusammenhänge formulierten den Anspruch auch weiterhin politisch zu intervenieren. Nach 1992 hat es nur noch eine RZ-Aktion gegeben, einen Anschlag gegen eine Bundesgrenzschutz-Kaserne, von der aus ImmigrantInnen an der polnischen Grenze gejagt wurden.
Texte und Dokumente: http://www.freilassung.de/div/texte/rz.htm