Liebe Freund_innen und Genoss_innen,
wie ihr vielleicht schon mitgekriegt habt, beginnt am 21. September 2012 in Frankfurt der Prozess gegen die beiden Genoss/innen Sonja Suder und Christian Gauger wegen linker Politik und Praxis der Revolutionären Zellen/Rote Zora (RZ). Die beiden sind angeklagt, in den 1970er Jahren an drei Brand- bzw. Sprengstoffanschlägen der Stadtguerilla RZ teilgenommen zu haben. Sonja wird außerdem vorgeworfen, sie habe den Überfall auf die OPEC-Konferenz in Wien 1975 logistisch unterstützt. Beide wurden seit 1978 von der Polizei gesucht, im Jahr 2000 in Frankreich verhaftet und nach elf Jahren auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls an Deutschland ausgeliefert. Seit September 2011 sitzt Sonja in U-Haft im Preungesheimer Knast, Christian ist wegen einer schweren Erkrankung von der Haft verschont.
Als Teil der linken Bewegungen griffen die RZ seit 1973 bewaffnet und militant in soziale und politische Auseinandersetzungen in der BRD ein. Die RZ waren neben der RAF und der Bewegung 2. Juni die dritte Stadtguerillagruppe, sie agierten mit unterschiedlichsten Aktionen aus der legalen linken Bewegung heraus.
Staatsanwaltschaft und Gericht handeln mit der Anklage gegen Sonja und Christian aus juristischer Sicht durchaus skandalös: Im Falle der Brandanschläge bedienen sie sich auf unter folterähnlichen Umständen gewonnen Äußerungen des damals schwerverletzten Hermann Feiling und bei der Anklage zum OPEC-Überfall werden die Aussagen des Kronzeugen Hans-Joachim Klein herangezogen – ein Kronzeuge, der in einem früheren Frankfurter RZ-Prozess im Jahr 2000/2001 von einer anderen Kammer desselben Gerichts als unglaubwürdig angesehen wurde.
Sonja und Christian kommen aus der Linken der 1960er und 1970er Jahre, sie haben sich schon damals gegen Knast und Repression engagiert. Auf das Angebot der deutschen Staatsanwaltschaft vor zehn Jahren zu Haftverschonung und Bewährungsstrafe gegen Geständnis und freiwillige Rückkehr nach Deutschland haben sie sich nicht eingelassen. Kein Deal und keine Aussagen, das gilt für Sonja und Christian bis heute.
Als Solikomitee begleiten und unterstützen wir die beiden Genoss/innen seit ihrer Auslieferung praktisch und politisch. Wir werden diesen Prozess begleiten, auch weil wir es nicht Staat und Justiz überlassen wollen, linke Geschichte umzuschreiben, indem vergangene Kämpfe entpolitisiert und kriminalisiert werden.
Prozessbesuch
Wir rechnen mit einem langen Prozess. Jetzt schon sind die Verhandlungstage bis März terminiert. Neben Veranstaltungen und einer Kundgebung zum Prozessbeginn am 21. September wollen wir auch solidarische Präsenz im Gerichtssaal herstellen und die beiden Genoss/innen nicht allein lassen. Denn Genoss/innen, die im Gerichtssaal nicht kooperieren, laden den besonderen Zorn der Richter auf sich. Sie brauchen die Unterstützung durch eine kritische Öffentlichkeit.
Das können wir in so einem langen Prozess aber nicht allein bewerkstelligen. Deshalb unsere Bitte und Aufforderung an euch: Sprecht in euren Gruppen und Zusammenhängen diesen Prozess an. Diskutiert, ob und wie ihr solidarisch sein könnt und wollt. Eine Möglichkeit praktischer Solidarität ist es, als Gruppe diesen Prozess zu besuchen und zu beobachten.
Das meint: Präsenz im Gericht und eine kurze Zusammenfassung des Prozessgeschehens an dem Verhandlungstag anfertigen plus Euren subjektiven Eindruck des Tages schildern. Da bereits bis März 2013 terminiert ist, in der Regel Dienstags und Freitags (bitte beachtet die Ausnahmen!!) 2x 1,5 Stunden mit 1 Stunde Pause, könnt ihr das hoffentlich gut an euren zeitlichen Möglichkeiten ausrichten. Die Termine sind unter www.verdammtlangquer.org veröffentlicht, siehe sämtliche Termine auch auf der Rückseite.
Solikomitee Frankfurt
Meldet Euch, wenn ihr Termine übernehmen wollt (tage-/wochenweise oder einzelne Termine),
schreibt an solikom@linksnavigator.de. Wir setzen uns dann mit euch in Verbindung und besprechen eventuelle Terminüberschneidungen. Für eine schriftliche Zusammenfassung braucht ihr keinerlei juristisches Spezialwissen. Wir geben euch Tipps, worauf ihr achten könnt.
Toll wäre auch…
…wenn ihr ggf. auf eurer homepage außerdem ein kurzes Statement veröffentlichen würdet, dass ihr den Prozess begleitet und warum ihr solidarisch seid.
Also: Macht Eure Solidarität sichtbar! Kommt zum Prozess.
…sowie:
Wir freuen uns besonders in der Woche vor Prozessbeginn übrigens auch auf Kurzberichte und Bilder, die eure Solidarität mit Sonja und Christian und eure Forderungen auf Transparenten oder Flyern in euren jeweiligen Orten und Städten zeigen.
Ankündigungen:
Veranstaltung „Der Staat vergisst nicht…wir auch nicht?!“
am Donnerstag, 20. September um 19 Uhr im Café Exzess, Leipziger Str. 91
Kundgebung
am 1. Prozesstag, dem 21. September ab 8 Uhr beim Landgericht, Ecke Seilerstr./Konrad- Adenauer Str.
Kommt zum Prozess!
ab dem 21. September wöchentlich Dienstags und Freitags 9 bis 13 Uhr, Landgericht Frankfurt, Gebäude E
Prozesstermine und mehr auf http://www.verdammtlangquer.org
Termine
2012
Freitag, 21. September 2012 Dienstag, 2. Oktober 2012 Freitag, 5. Oktober 2012 Dienstag, 9. Oktober 2012 Freitag, 12. Oktober 2012 Dienstag, 16. Oktober 2012 Freitag, 19. Oktober 2012 Dienstag, 30. Oktober 2012 Freitag, 2. November 2012 Dienstag, 6. November 2012 Freitag, 9. November 2012 Dienstag, 13. November 2012 Freitag, 16. November 2012 Dienstag, 4. Dezember 2012 Freitag, 7. Dezember 2012 Dienstag, 11. Dezember 2012 Freitag, 14. Dezember 2012 Dienstag, 18. Dezember 2012 Freitag, 21. Dezember 2012 Freitag, 28. Dezember 2012
2013
Freitag, 4. Januar 2013 Freitag, 18 Januar 2013 Dienstag, 22. Januar 2013 Freitag, 25. Januar 2013 Dienstag, 29. Januar 2013 Freitag, 1. Februar 2013 Dienstag, 5. Februar 2013 Freitag, 8. Februar 2013 Dienstag, 12. Februar 2013 Freitag, 15. Februar 2013 Dienstag, 19. Februar 2013 Freitag, 22. Februar 2013 Freitag, 1. März 2013 Dienstag, 5. März 2013 Freitag, 8. März 2013 Dienstag, 12. März 2013 Freitag, 15. März 2013 Dienstag, 19. März 2013 Freitag, 22. März 2013 Dienstag, 26. März 2013
Download PDF: prozessbesuch
