Die älteste Gefängnisinsassin in Hessen ist 80 und steht derzeit wegen eines Anschlags von 1975 in Frankfurt vor Gericht. Nun haben die Anwälte von Sonja Suder deren Freilassung gefordert. Sie zweifeln an der Aussage Ex-Terroristen Klein, der Suder belastet.
Frankfurt. Im Frankfurter Prozess um den Anschlag auf die Wiener Opec-Konferenz im Jahr 1975 fordert die Verteidigung die Freilassung der Angeklagten Sonja Suder. Die Anwälte der wegen dreifachen Mordes angeklagten 80-Jährigen beantragten am Freitag vor dem Landgericht, den Haftbefehl aufzuheben. Begründet wurde dies mit dem «widersprüchlichen Aussageverhalten» des als Zeuge vernommenen Ex-Terroristen Hans-Joachim Klein. Über den Antrag soll möglicherweise bei der Fortsetzung des Prozesses am kommenden Dienstag (5.2.) entschieden werden.
Klein habe Suders Namen erst ins Spiel gebracht, als er selbst bereits inhaftiert gewesen sei und auf Vergünstigungen durch die Kronzeugenregelung gehofft habe, argumentierte die Verteidigung. Im aktuellen Prozess sagte der Ex-Terrorist als Zeuge, Suder habe einen Tag vor dem Opec-Attentat die Waffen nach Wien gebracht. Klein war in einem früheren Prozess wegen des Opec-Anschlags verurteilt worden, er hatte Suder schon damals belastet.
Die 80-Jährige sitzt bereits seit Mitte 2011 in Untersuchungshaft, sie ist die derzeit älteste Gefangene in einem hessischen Gefängnis. «Die lange U-Haft von Sonja Suder duldet keinen Aufschub unseres Antrags», sagte der Verteidiger.
Zuvor hatte Klein seine Zeugenaussage fortgesetzt. Vieles, was die Verteidiger an Details aus den Jahren nach 1975 wissen wollten, konnte ihnen der Zeuge jedoch nicht mehr sagen. Am nächsten Dienstag wird die Befragung fortgesetzt. Vor Gericht in Frankfurt steht auch Suders Lebensgefährte Christian Gauger (71), allerdings nicht wegen des Opec-Anschlags. Er muss sich wegen Brandanschlägen in Süddeutschland verantworten.
(dpa)