Klein, der sich als Kronzeuge mit der Denunzierung Sonjas mindestens 15 Jahre Knast erspart hat, tischte am heutigen Prozesstag neue großartige „Erinnerungen“ auf. Toll, was dem immer noch so einfällt!
KleinKlein redete sich heute buchstäblich um Kopf und Kragen: Er gab freimütig zu, in Wien ein Mitglied des Kommandos aufgefordert zu haben, auf die anrückenden österreichischen Bullen zu schießen. Das ist neu, hat für ihn aber keine Konsequenzen mehr.
Die Beschuldigungen, die er nach seiner Verhaftung 1999 in Frankreich gegen Rudolf Sch. erhoben hatte und der sich deshalb wegen Mordes in Frankfurt vor Gericht verantworten musste, seien falsch gewesen. Da habe er sich eben geirrt … (!): Sch. sei weder bei seiner Rekrutierung dabei gewesen, noch habe er in Wien logistische Hilfe geleistet. Nun macht er Sonja und die verstorbene Brigitte Kuhlmann dafür verantwortlich.
Sein ärgster Gegner war heute übrigens nicht die Verteidigung, sondern der Staatsanwalt, der ihm sein widersprüchliches Aussageverhalten vorhielt.
Auch interessant: Klein stützte sich bei seiner ersten polizeilichen Vernehmung 1999 auf handschriftliche Notizen, in denen er Sonja nicht belastete und die er in Erwartung einer Aussage bei Gericht aufgeschrieben hatte. Durch die plötzliche Verhaftung sei dann alles anders gekommen. Was immer das heißt…
Während dessen blieben die Personen, denen neulich wegen angeblichen Störens der Zugang zum Prozess verwehrt wurde, weiterhin vom Prozess ausgeschlossen.
Und hier noch ein wenig ausführlichere Notizen zu den Aussagen im Prozesstag:
Heute behauptet Klein, Rudolf Sch. sei nicht beim Anwerbegespräch gewesen, obwohl er vor ca. 15 Jahren, das war nach seiner Festnahme in Frankreich im September 1998, sagte, Sch. habe ihn für das OPEC-Attentat angeworben und in Wien logistische Hilfe geleistet. Widersprüchliche Angaben machte Klein auch zur Waffenlieferung aus Frankfurt: Datum und Uhrzeit stimmen nicht mit den Angaben bei der Vernehmung in Frankreich am 12.07.1999 überein. Klein ist sich heute dennoch sicher, damals keine Falschaussagen gemacht zu haben. Allerdings brächte er die Personen im Frankfurter Stadtwald durcheinander.
Dass er in Frankreich mehrmals vernommen wurde, weiß er heute nicht mehr. Bei der Vernehmung am 30.09.1998 sagte Klein über die Treffen im Stadtwald aus: Mit Sch. sei er in den Wald gefahren und habe dort Kuhlmann und Böse getroffen. Wilfried Böse habe zur Entführung mehrere Einzelheiten genannt.
Am 11.08.1999 gab er hingegen an, Brigitte Kuhlmann und Johannes Weinrich seien beim Anwerbegespräch gewesen. Und beim zweiten Treffen im Frankfurter Stadtwald seien die gleichen Personen wie beim ersten Treffen gewesen, erinnerte sich Klein bei der Vernehmung am 12.07.1999. Von Sonja Suder war in keiner dieser Aussagen die Rede.
Kleins Kommentar heute hierzu: Wenn das so im Protokoll stehe, habe er das auch so gesagt. Das sei ein Problem der Erinnerung. Später erinnerte er sich an Namen erst durch Zeitungsberichte.
Ein Jahr später: Im Frankfurter OPEC-Prozess sagte Klein als Angeklagter im Herbst 2000, Kuhlmann und irgendjemand hätten ihn im Frankfurter Stadtwald angeworben. Und heute erinnert sich Klein, dass Suder dabei war, aber kein Mann: Kuhlmann und Suder sollen es bei beiden Treffen gewesen sein. Doch als ihm bei der Vernehmung in Frankreich Bilder u.a. von Suder und Gauger vorgelegt wurden, erkannte Klein niemanden, selbst der Name „Sonja Suder“ sagte ihm nichts. Auch Decknamen wie Galia und Barbara sagen Klein bis heute nichts.
Und wo war Böse während der beiden Treffen im Stadtwald? Klein sagt heute, Böse sei zu dieser Zeit in Beirut unterwegs gewesen. Böse habe er erst in Wien getroffen. Doch bei den Vernehmungen in der vorigen Woche erzählte Klein ausführlich, wie er gemeinsam mit Böse im Rahmen der Vorbereitungen zum OPEC-Überfall über die grüne Grenze nach Zürich gefahren sei. Nur ob sie in Zürich im gleichen Hotel übernachteten, kann sich Klein heute nicht mehr erinnern. Fazit Kleins: „Hin und wieder schmeiße ich was durcheinander.“
Selbst die Richterin Stock erwägt Zweifel an der Wahrheit der Aussagen Kleins und unterstellt ihm, er habe in seinem Prozess vielleicht Suder nur deswegen genannt, um durch den zu erwartenden Freispruch für Schindler seine Kronzeugenregelung nicht zu gefährden.
In Kleins Buch „Rückkehr in die Menschlichkeit“ von 1979 auf Seite 68 und im Urteil zum OPEC-Prozess des Frankfurter Landgerichts 2001 steht, dass Klein beim Überfall auf die OPEC-Konferenz 1975 Handgranaten dabei hatte. Dies bestritt jetzt Klein und behauptete, Handgranaten habe er keine gehabt. Dann erklärte Klein, manchmal schmeiße er Sachen durcheinander, aber was in seinem Buch stehe, stimme.