Paris wird Linksterroristen ausliefern
Gericht wies Einspruch ab
Andreas Förster
FRANKFURT A. M. 32 Jahre nach ihrer Flucht nach Frankreich liefert Paris zwei mutmaßliche Linksterroristen an Deutschland aus. Ihren Einspruch gegen die Auslieferung hat die oberste Verwaltungsgerichtsinstanz Frankreichs, der Conseil d’Etat in Paris, jetzt zurückgewiesen. Wann die beiden Deutschen, die das Rentenalter erreicht haben, ausgeliefert werden, steht aber noch nicht fest.
Grundlage für die Auslieferung ist ein europäischer Haftbefehl, den die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main beantragt hatte. Dort sollen die heute 78-jährige Sonja Suder und ihr zehn Jahre jüngerer Lebensgefährte Christian Gauger später auch vor Gericht kommen. Beiden wird vorgeworfen, in den 70er Jahren als Mitglieder der linksterroristischen „Revolutionären Zellen“ (RZ) an drei Anschlägen mitgewirkt zu haben. Suder soll zudem an der logistischen Vorbereitung des Überfalls auf die Opec-Ministerkonferenz in Wien 1975 beteiligt gewesen sein. Den Überfall leitete der venezolanische Terrorist Carlos, dabei starben drei Menschen.
Suder und Gauger flohen im August 1978 von Frankfurt nach Frankreich und lebten dort unter falscher Identität. Erst im Januar 2000 kamen ihnen die französischen Behörden auf die Spur. Die Polizei nahm sie in Paris fest, ließ sie aber wieder laufen, weil ein Gericht die deutschen Tatvorwürfe als verjährt ansah. Erst durch den europäischen Haftbefehl von 2007 wurde eine Auslieferung wieder möglich.
Suder und Gauger schweigen bis heute zu den Tatvorwürfen. Beim Prozess hängt alles von den drei Hauptbelastungszeugen der Ankläger ab, deren Glaubwürdigkeit aber umstritten ist. Die beiden RZ-Rentner sehen ihrer Auslieferung denn auch gelassen entgegen. „In vergleichbaren Fällen hat es zwei, drei Jahre gedauert, bis so ein Auslieferungsbeschluss umgesetzt wurde“, sagt Sonja Suder. Ihre kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in Paris ist noch nicht ausgeräumt. „Wozu auch, wir kommen ja nach unserem Prozess in Deutschland wieder“, sagt Suder.
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